Institut für Führungslernen

Danke Gruppe

Eine kleine, wahre Geschichte: Da war diese Kursgruppe, dieser Lehrgang für Ausbilder von Ausbildenden.

In dieser Gruppe war ein Teilnehmer, ein Mann, nicht mehr ganz jung, in den besten Jahren. So sagt man wohl. Und dieser Mann nahm eines Kurstages nicht mehr teil und alle waren schockiert, denn eben noch war er Teil gewesen und man hatte mit ihm gemeinsam gelernt und in der Pause geblödelt. Und jetzt war er weg und es war nicht sicher, ob er jemals wieder gesund wird. Geschweige denn, ob man ihn je wiedersieht, diesen netten Kollegen.

Es muss ein bewegender Moment gewesen sein, als er wieder da war. Noch etwas gebeutelt und noch etwas zittrig. Aber er war wieder da. Und das war das Wichtigste.

Was der Kursleiter an jenem Tag jedoch nicht auch so sah. Um keine unnötigen Ungleichheiten einreissen zu lassen fand er es wichtig, seine Unabhängigkeit und Neutralität zu beweisen. Und die Präsentation des Rekonvaleszenten wie die jedes anderen Teilnehmers zu beurteilen: objektiv und gerecht und fair. Umso verblüffter war er, dass er für diese Unbestechlichkeit von den restlichen Teilnehmenden nicht geschätzt, sondern, im Gegenteil, kritisiert wurde.

Aber wo würde man denn hinkommen, wenn er andere Massstäbe anlegen würde, so wie das diese Gruppe offenbar gerne gehabt hätte? Warum sollte er diesem Teilnehmer eine Art „Kranken-Bonus“ zugestehen? Entweder, so dachte er sich, ist man fit oder nicht. Und dabei oder nicht dabei. Und wer in seinem Kurs sitzt, für den gelten seine Regeln. Für alle.

Umso verblüffender war die Reaktion der Gruppe:  Sie blieb dabei und machte dem Kursleiter klar, dass viel mehr als irgendwelche fehlende Raffinessen seiner Präsentation nur eines wichtig war: Dass er wieder da war, dieser Teilnehmer. Dass ohne ihn die Gruppe nicht DIE Gruppe war, die man sein wollte.

Die Tränen des Teilnehmers, von denen mir berichtet wurde, sprachen vom Glücksgefühl, Teil eines grösseren Ganzen zu sein, auch wenn man „die Leistung“ nicht bringt. Nicht bringen kann. Dass es reicht, da zu sein, nicht super toll oder wahnsinnig eindrücklich. Dass der Wert ist, dass man da ist. Einfach da.

Wunderbar.

Gruppen können anstrengend und mühsam sein. Aber auch der sicherste, beste Ort der Welt.

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