Institut für Führungslernen

Grün ist die Hoffnung

„Warum wir Männer im Theater nur matt lächeln, während sich die Partnerin neben uns vor Lachen kugelt? Der Anlass der so auffällig unterschiedlichen Heiterkeit auf der Bühne ist ein Mann. Darum!“

Die freche Klarheit dieser Behauptung verblüffte.

Ausgangspunkt derselben war, dass ein Bühnenkünstler und ich eine Gemeinsamkeit entdeckt hatten: Wir beide wundern uns immer wieder, dass Frauen sich offensichtlich viel leichter tun in Kleintheatern bzw. Seminarräumen, unseren beiden Arbeitslebenswelten. Der Künstler fuhr fort:

„Ich beobachte seit langem, wie die in den ersten Reihen sitzenden Paare sich so dermassen unterscheiden. Und ich kann mir das nur erklären, wenn ich hier ein Konkurrenzverhalten unserer männlichen Genossen anstelle des Fragezeichens setze“.

Die Männer finden es also nicht besonders witzig, dass ihre Frauen wegen anderen Männern lachen? Revierinstinkt im Zuschauerraum? Verkniffene Lippen statt Hirschgeweih? Säuerliches „Also lustig ist der doch wirklich nicht“ als Waffe der gekränkten Männerseele unter dem Eindruck der selig glucksenden Lebensabschnittpartnerin daneben?

Die Wissenschaft jedenfalls behauptet allen Ernstes, dass Frauen Männer mögen, die sie zum Lachen bringen. Weil Witz eine gewisse Schlauheit voraussetze. Und ein Mann der schlau sei, stelle evolutionstechnisch gesprochen einen Selektionsvorteil dar. Und da der Vorteil des einen der Nachteil des anderen in dieser delikaten Chose bedeute, sei – völlig verkürzt natürlich – die Quintessenz, dass wir Männer nicht mögen, dass unsere Frauen herzlich lachen. Überhaupt. Und wegen anderen Männern sowieso nicht.

Da könnte schon etwas dran sein. Wer lacht, lässt nämlich los und sich ein auf Kommunikation, gibt kurzfristig die Kontrolle ab und sich der Spannung des Unbekannten hin, mag den Fährnissen des Lebens und darum auch dessen Unperfektheiten begegnen. Lebt im Moment, im Hier und im Jetzt. Lebt, vor allen Dingen.

Erfinden wir Männer darum und gefühlt immer schneller und immer verzweifelter Maschinen, Geräte, Mauern, Waffen, Netzwerke, Algorithmen, alternative und virtuelle Realitäten? Um mit aller technischen, analytischen, wütenden Gewalt unsere letzte Bastion zu retten: Die Kontrolle?

In einem selbstfahrenden Auto müssen wir Männer uns jedenfalls bald nicht mehr so Gemeinheiten gefallen lassen wie jene der Frau neben uns, die behauptet: „Es ist grün“.

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