Institut für Führungslernen

Jede Blume hat ihren Duft

Dieser Geruch, der mir auf dieser langen, schnurgeraden Strasse entgegenkommt: Nicht wohlriechend und doch angenehm. «Arbeit, Produktion» geht mir durch den Kopf. Meiner Gewohnheit folgend, die Orte meiner Arbeit zu erleben, gehe ich den Weg vom Hotel zum Werksgelände zu Fuss.

Am Horizont die Silhouetten von Kesseln, Fabrikschloten und über ihnen Dampfwolken im Morgenlicht. Je näher ich komme, desto mehr Details werden sichtbar: riesige Stahlgebilde aus Rohren, Leitern, Leitungen, Lichtern. Und wieder dieser Geruch, der mich auf eine ganz seltsame Art und Weise für sich einnimmt.

An den Werkstoren wie auf einer Perlenschnur Lastwagen. Hinein ins Gelände und wieder hinaus. Transportameisen vor ihrem Bau. Ein einziges Hin und ein Her, einer aus der Distanz noch lautlosen Choreographie folgend.

Am Besuchereingang dann Einlass nur gegen Absolvierung der Einschulung «Sicherheit im Werksgelände». Verhalten im Notfall, Warnsignale, Sammelplätze. Eine digitale Anzeige vor dem Schulungsgebäude gibt Informationen zu Anzahl von Bränden und Lecks, zum Zeitpunkt des letzten Zwischenfalls, zu krankheitsbedingten Ausfällen. Alles beruhigende Werte. Dennoch. Das mit den Rohstoffen, Verfahren und Produkten auf diesem Gelände verbundene Risiko ist präsent, sichtbar, spürbar.

Und dieser Geruch ist immer noch da.

In den kommenden Tagen soll der neue Chef seine Leute kennen lernen und die Leute ihn. Und gemeinsam sollen sie erste Schritte gehen als neues Gemeinsames. Teaming-up.

Dann kommen sie herein. Einzeln, in kleinen Gruppen. Die ersten Blicke, der erste Händedruck. Selbstbewusste Menschen, offen und neugierig. Aus ganz Europa. Bunt und lebhaft, dabei klar in ihren Erwartungen. Profis. Sie wollen etwas. Mit gutem Grund: Wenn sie gut zusammenarbeiten, kommen neue Produkte auf dem Markt. Oder Innovationen, wenn sie sehr gut arbeiten. Oder vielleicht Dinge, die die Welt verändern, wenn sie es schaffen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen als Team. Als wirkliches Team.

Vom ersten Moment an ist klar, dass es hier keine «funny games» geben wird. Wie in der Auftragsklärung ausgemacht. Vor dem Seminarraum rollen die beladenen Lastwagen aus den Werkstor hinaus. Nur echtes Teamlernen wird zählen, der lebendige, gelebte Prozess. Das wird heissen, Bekanntes loszulassen und dem Unbekannten, vielleicht auch Angst und Zweifel zu begegnen. Und doch Vertrauen in sich und einander zu fassen, dass es gelingen kann, etwas Neues in die Welt zu bringen. Miteinander. Gemeinsam.

Ich liebe diesen Geruch.

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